Stromrebellen als Selbermacher – ElektrizitätsWerke Schönau (EWS)
Stromrebellen nennen sich die Mitarbeitenden der EWS. Ihr Ziel: eine klimafreundliche Energieversorgung. Besonders an dem Unternehmen ist: Es ist eine Genossenschaft. Das heißt, dass die Mitarbeitenden bei wichtigen Entscheidungen mitreden dürfen. Und auch sonst ist bei dem Energieversorger vieles anders.
„Wir wollen jeden Menschen überzeugen, dass es sich lohnt, für die Energiewende zu kämpfen“, sagt Thomas Dold. Er ist bei den ElektrizitätsWerken Schönau (EWS) für die Einstellung neuer Mitarbeitender und Azubis verantwortlich. Wenn man mit ihm spricht, merkt man schnell, wie wichtig ihm die Sache mit der Energiewende ist. Und nicht nur ihn beschäftigt das Thema sehr, sondern alle circa hundert Mitarbeitenden. „Wenn wir jemand einstellen, wollen wir, dass er oder sie genauso denkt wie wir.“ Diesen hundertprozentigen Einsatz für die Energiewende spürt man auch im täglichen Arbeitsalltag: Gewinn anhäufen, steht nicht an erster Stelle. An erster Stelle steht die Energiewende.
Versteckte Solarhauptstadt
Der grüne Strom für die Energiewende kommt vor allem von unzähligen Photovoltaikanlagen, die auf den Dächern des kleinen 2.500-Seelen-Örtchens Schönau thronen. Sogar auf die Kirche wurde eine montiert. Dezentrale Energieversorgung nennt man das. Der Strom wird dort produziert, wo er auch verbraucht wird. Im Jahr 2004 hatte Schönau den Titel „Solarhauptstadt“ erhalten. Und in der Tat: Hier kann man die Energiewende sehen. Neben Photovoltaikanlagen besteht Schönau ansonsten hauptsächlich aus Bergen und Wald.
„Wir sind schon ein bisschen am Arsch der Welt“, sagt David Schwering. Aber ihm gefällt’s. Während einige seiner Kolleginnen und Kollegen täglich aus Freiburg anreisen, mag er die Natur. Der 30-Jährige hat einen Bachelor in „Erneuerbaren Energien und Energieeffizienz“ und ist bei den EWS für Planung und Projektierung von Anlagen der Erneuerbaren Energie verantwortlich. Gerade kümmert er sich um Blockheizkraftwerke (BHKWs). Durch diese können größere Gebäude, wie beispielsweise Schulen oder Krankenhäuser, den Strom und die Wärmen, die sie benötigen, vor Ort erzeugen. Dadurch braucht man weniger Strom aus Kohle. Was David Schwering den ganzen Tag macht? Er redet beispielsweise mit Handwerkerinnen und Handwerkern, die BHKWs bauen, und sorgt dafür, dass die BHKWs regelmäßig kontrolliert werden.
Ein gemeinsames Ziel
Die EWS sind David Schwerings erste Stelle. Gerade für den Einstieg in den Beruf findet er das Unternehmen ideal: „Man kennt die Kollegen und bekommt auch viel von anderen Projekten mit.“ Dazu kommt, dass viele, die hier arbeiten, jung sind. Aber auch das Miteinander mit den älteren Beschäftigten sei gut, sagt er. „Man hat ja ein gemeinsames Ziel: die Energiewende“.
An diesem Ziel arbeiten bei den EWS auch die Kaufleute, die knapp zwei Drittel der Belegschaft ausmachen. Ihre Aufgabe ist es, Kundinnen und Kunden zu betreuen, die von den EWS Strom und Gas aus Erneuerbaren Energien bekommen. Lernen kann man das bei dem Unternehmen mit einem mittleren Schulabschluss in einer Ausbildung als Kauffrau / Kaufmann für Büromanagement. Auch Azubis können sich bereits am Unternehmen beteiligen und so davon profitieren, wenn das Unternehmen erfolgreich ist. Wer ein wirtschaftswissenschaftliches Studium absolviert hat, kann bei den EWS beispielsweise als Sachbearbeiter/in Energiedatenmanagement anfangen. Dazu gehört unter anderem die Berechnung, wie viel grüner Strom und Gas in Zukunft gebraucht wird.
Das Miteinander
Schon lange bei den EWS mit dabei ist Martin Halm, Geschäftsführer für den Bereich Netze. Er gehört zu den Pionieren aus den ersten Stunden der EWS in den 80er Jahren. Nach dem Unglück im Atomkraftwerk Tschernobyl haben sich Schönauer Bürgerinnen und Bürger zusammengetan und entschieden, die Stromversorgung selbst in die Hand zu nehmen. Die Idee: eine atomstromlose Energieversorgung, die zum Stromsparen animiert. Die großen Konzerne taten ihrer Meinung nach zu wenig dafür, sondern wollten einfach nur so viel wie möglich verkaufen. „Wir wollen hier miteinander etwas bewegen. Das ist ja ganz nach dem genossenschaftlichen Sinn“, sagt Martin Halm.
Am Anfang diskutierten noch alle über alles. Bei mehr als 100 Angestellten geht das mittlerweile nicht mehr. Was geblieben ist: Als Mitarbeitender kann man jederzeit die Führungskräfte ansprechen. Hierarchien gibt es nicht. Diesen Geist des Miteinanders wolle man auch beibehalten, wenn die EWS weiter wachsen. Und das ist geplant. Bald wird es noch mehr Stromrebellen im Schwarzwald geben.
Fotos: Elektrizitätswerke Schönau
Infos zu den EWS
Elektrizitätswerke Schönau Vertriebs GmbH
Friedrichstraße 53/55
79677 Schönau
http://www.ews-schoenau.de/
Gegründet: 1994
Bürgerinitiative seit: 1986
Mitarbeitende: 100
Produkte: Ökologischer Strom
Das Besondere: Energieversorgung als Genossenschaft
Ausbildung bei den EWS
Ausbildung zur Bürokauffrau/-mann für Büromanagement
Kontakt für Ausbildungen: jobs@ews-schoenau.de