Ganz natürlich – Deutsches Biomasseforschungszentrum

Am Deutschen Biomasseforschungszentrum (DBFZ) in Leipzig kann man die Energiewende riechen. Mal duftet sie ländlich süß, mal nach Holz – je nachdem, welche Stoffe die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gerade in der campuseigenen Biogasanlage auf energetische Verwertbarkeit testen. Wer beim DBFZ forscht, arbeitet an einem Hightech-Standort, ist aber trotzdem mitten im Grünen.
Im Spätsommer führt der Weg des einen oder anderen Mitarbeiters in der Mittagspause zur Streuobstwiese neben den Laboren und Verwaltungsgebäuden. Am DBFZ gibt man sich nicht nur naturnah, man ist es auch in allen Konsequenzen. Der Parkplatz des Forschungszentrums wurde verkleinert, dafür gibt es jetzt Dienstfahrräder. Für diese und andere Klimaschutzmaßnahmen wurde das DBFZ auch bereits von der Stadt Leipzig ausgezeichnet.

Forschungsbiogasanlage-Technik Foto: DBFZ
Forschungsbiogasanlage-Fermenter_DBFZ | Foto: DBFZ
Kaminofen im Verbrennungstechnikum des DBFZ | Foto: DBFZ
Tests am Verbrennungsofen | Foto: DBFZ
Forscherin am DBFZ | Foto: DBFZ
Biokraftstofflabor | Foto: DBFZ
Brennstoffmix | Foto: DBFZ
Betriebskita. Foto: DBFZ

Viele Projekte gleichzeitig

Für das Thema Nachhaltigkeit ist beim Deutschen Biomasseforschungszentrum unter anderem die junge Biologin Dr. Georgia Erdmann verantwortlich. Anders als viele ihrer Kolleginnen und Kollegen steht sie eher selten im Labor. Größtenteils sitzt sie am Schreibtisch, recherchiert Studien, die andere durchgeführt haben, und schreibt Einschätzungen. „Ich bin in einer Querschnittsposition. Das heißt, ich arbeite mit vielen anderen aus den unterschiedlichen Fachbereichen zusammen. Ich versuche zu ermitteln, wo und wann welche Biomasse existiert und welche Potenziale sie hat.“ Mit Informationen darüber, wie häufig ein Stoff vorkommt und welche Transportkosten anfallen, liefert sie für andere Wissenschaftler/innen die Grundlage für weitere Studien. Ihre Arbeitsgruppe errechnet dann beispielsweise, inwiefern mehr Flächen für Energiepflanzen in Deutschland zur Verfügung stehen, wenn weniger Fleisch gegessen würde und man somit weniger Futter für Schlachtvieh anbauen müsste.

Gerade hat sie zwei Projekte gleichzeitig laufen. Es können aber auch mehr sein. „Die Vielfalt der Themen, mit denen ich zu tun habe, ist Spaß und Crux gleichzeitig. Manchmal ist es zu viel Vielfalt, denn man muss sich immer neu einarbeiten. Aber gleichzeitig ist es auch gut, denn ich werde bei meiner Arbeit gefordert.“ Oft ist Georgia Erdmann auf Konferenzen unterwegs. Einmal im Jahr ist ihr ganzer Arbeitsbereich irgendwo außerhalb auf einer Klausur, auf der beraten wird, in welchen Bereichen weiter geforscht wird. „Ich finde, wir haben hier eine sehr nette Atmosphäre. Es gibt nicht wirklich Hierarchien. Man kann seine eigenen Themenideen ins Team einbringen.“

Duale Studiengänge – Studieren hautnah am DBFZ

Auch Christian Heimann beschreibt das Arbeitsumfeld beim DBFZ als „ziemlich entspannt“. Der 28-jährige Informatiker findet es schön, dass er so viele junge Kolleginnen und Kollegen hat. Er ist einer von sieben IT-lern, die es beim DBFZ gibt. Auch sie tragen mit zur Energiewende bei. In den meisten Geräten, die es zur Biomasseforschung braucht, steckt Informationstechnik und noch mehr Informationstechnik. Systeme, Netzwerke und Software dafür müssen erst einmal angeschafft und installiert werden. Dabei unterstützt Christian Heimann die Forscherinnen und Forscher. Und wenn die Technik nicht funktioniert? Klar, dann sind er und seine Kollegen auch sofort zur Stelle.

„Man kommt bei meinem Job mit vielen unterschiedlichen Leuten in Kontakt. Das gefällt mir. Und im Hinterkopf hat man schon, dass man für ein höheres Ziel, nämlich die Energiewende, arbeitet.“ Gelernt hat Christian Heimann seinen Job durch ein duales Studium. Neben seinem Informatikbachelor hat er parallel schon am DBFZ gearbeitet. „Dabei wurde ich von meiner Abteilung unterstützt. Ich habe beispielsweise immer Zeit fürs Schreiben meiner Hausarbeiten bekommen. Schön war auch, dass ich die Hausarbeiten über Fragestellungen schreiben konnte, mit denen ich am DBFZ täglich zu tun habe.“
Als weitere duale Studiengänge bietet das DBFZ Umwelttechnologie und Controlling an. Aber auch „normale“ Berufsausbildungen kann man beim Biomasseforschungszentrum absolvieren. In der Vergangenheit haben beispielsweise Elektroniker für Betriebstechnik oder Kaufleute ihre Ausbildung beim DBFZ abgeschlossen. „Bei uns arbeiten sehr viele Leute mit unterschiedlichen Hintergründen. Wir haben beispielsweise Agraringenieure und Biotechnologinnen, aber auch Wirtschaftswissenschaftler und Chemikerinnen“, erzählt Personalerin Anne Hoffmann.

Von Anlagentechnik bis zu Biokraftstoffen

Geforscht wird am DBFZ in fünf Schwerpunkten: Im übergreifenden Bereich „Systembeitrag von Biomasse“ bestimmen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Potenziale von Biomasse. Mit den Vorgängen bei der Umwandlung von Biomasse in Biogas und Biomethan beschäftigt sich der Schwerpunkt „Anaerobe Verfahren“. Im Schwerpunkt „Verfahren für chemische Bioenergieträger und Kraftstoffe“ geht es unter anderem darum, Technologien für Bioraffinerien zu entwickeln. Außerdem wird am DBFZ zu „Intelligenten Biomasseheiztechnologien“ und der Reduktion von schädlichen Emissionen bei der Verbrennung von Biomasse geforscht.

Wer beim DBFZ arbeiten will, sollte auf jeden Fall Englisch können, sagt Personalerin Anne Hoffmann. Da das DBFZ auch international unterwegs ist, brauchen viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Englisch im Arbeitsalltag. „Ich denke, dass uns beispielsweise unsere modern ausgestatteten Labore, die flexiblen Arbeitszeiten und die Kinderbetreuung zu einem attraktiven Arbeitgeber machen.“ Leider seien – wie bei anderen Forschungseinrichtungen – viele Arbeitsverträge befristet und können nicht verlängert werden, wenn es keine neuen Gelder für Projekte gibt, sagt Anne Hoffmann. Dennoch: „Viele Mitarbeiter beim DBFZ fühlen sich, wie ich, mit den Unternehmenszielen sehr verbunden. Man trägt zur Energiewende bei. Ich bin stolz darauf, dass ich hier arbeiten kann.“

 

Alle Fotos:  © DBFZ

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Infos zum DBFZ

Torgauer Str. 116
04347 Leipzig
www.dbfz.de

Gegründet: 2008
Mitarbeitende: ca. 190
Ziel: angewandte, nachhaltigkeits- und technologieorientierte Forschung zu Biomasse für die Erzeugung von Energie

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